Ausbildung zur Dipl. Pflegefachfrau HF: Ein kompletter Leitfaden

Pflegefachpersonal Publiziert 24/07/2025

Inmitten des Schweizer Gesundheitswesens steht eine Berufsgruppe, die für die Qualität der Patientenversorgung absolut entscheidend ist: die diplomierten Pflegefachpersonen. Sie sind die zentralen Ansprechpartner für Patienten, die Koordinatorinnen im Behandlungsteam und die Trägerinnen von hochkomplexem Fachwissen. Der Weg in diesen verantwortungsvollen und zutiefst erfüllenden Beruf ist anspruchsvoll, aber klar strukturiert. Der wichtigste und am häufigsten gewählte Bildungsweg in der Schweiz, insbesondere für Personen ohne gymnasiale Matura, führt über die Höhere Fachschule (HF). Dieser Leitfaden begleitet Sie Schritt für Schritt durch die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau oder zum diplomierten Pflegefachmann HF.

Was bedeutet "Dipl. Pflegefachfrau/-mann HF" genau?

Der Abschluss als "Dipl. Pflegefachfrau HF" oder "Dipl. Pflegefachmann HF" ist ein eidgenössisch anerkannter Titel der höheren Berufsbildung (Tertiärstufe B). Im Gegensatz zur Fachfrau/-mann Gesundheit (FaGe) EFZ, die wichtige pflegerische und betreuerische Aufgaben ausführt, trägt die Pflegefachperson HF die Gesamtverantwortung für den Pflegeprozess. Dies umfasst die selbstständige Erhebung des Pflegebedarfs, die Planung, Durchführung und Evaluation aller pflegerischen Massnahmen sowie die Ausführung komplexer medizinaltechnischer Verrichtungen. Sie beraten Patientinnen und Angehörige, leiten FaGe und andere Assistenzberufe an und arbeiten interprofessionell mit Ärzten, Therapeuten und anderen Fachdisziplinen zusammen. Im Vergleich zum Bachelorstudium an einer Fachhochschule (FH) ist die HF-Ausbildung stärker auf die direkte, praxisnahe klinische Tätigkeit ausgerichtet.

Die Zulassungsvoraussetzungen – Ihr Ticket zur Ausbildung

Der Weg an eine Höhere Fachschule für Pflege steht verschiedenen Bildungshintergründen offen, was das System sehr durchlässig macht. Der gängigste Pfad ist ein abgeschlossenes eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Fachfrau/-mann Gesundheit (FaGe). Diese dreijährige Lehre ist die ideale Vorbereitung und ermöglicht oft sogar einen auf zwei Jahre verkürzten Bildungsgang. Eine weitere Möglichkeit ist ein anderes, mindestens dreijähriges EFZ in einem beliebigen Berufsfeld, wobei oft zusätzliche Berufserfahrung und manchmal ein kurzes Vorpraktikum im Gesundheitswesen verlangt werden. Auch ein Fachmittelschulausweis (FMS) mit Berufsfeld Gesundheit oder Soziales öffnet die Tür zur HF-Ausbildung.

Unabhängig von der schulischen oder beruflichen Vorbildung ist jedoch das mehrstufige Eignungsverfahren der entscheidende Schritt, den alle Bewerbenden erfolgreich durchlaufen müssen. Dieses Verfahren soll sicherstellen, dass Sie nicht nur die kognitiven, sondern auch die persönlichen und sozialen Voraussetzungen für den anspruchsvollen Pflegeberuf mitbringen. Es umfasst in der Regel einen standardisierten Eignungstest (wie den Multicheck® Kompetenzanalyse Gesundheit HF), die Prüfung eines Bewerbungsdossiers, oft ein Eignungspraktikum in einer Pflegeinstitution und ein abschliessendes Eignungsgespräch an der Schule. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit diesem Prozess ist unerlässlich.

Der Ausbildungsablauf – Theorie und Praxis im Wechsel

Die HF-Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson ist intensiv und sehr praxisorientiert. Sie dauert im Vollzeitstudium in der Regel drei Jahre (bzw. zwei Jahre für FaGe-Absolventen) und wird oft auch in längeren, berufsbegleitenden Modellen angeboten. Das Studium ist dual aufgebaut und besteht zu etwa gleichen Teilen aus theoretischem Unterricht an der Höheren Fachschule und praktischer Ausbildung in verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens.

Im Theorieunterricht erwerben Sie fundiertes Wissen in Pflegewissenschaft, Medizin, Pharmakologie, Psychologie, Soziologie, Ethik und Recht. Sie lernen, pflegerische Situationen systematisch zu analysieren und Interventionen wissenschaftlich zu begründen.

In den Praktika wenden Sie das Gelernte unter professioneller Anleitung direkt am Patientenbett an. Die Ausbildungsorte sind vielfältig und umfassen in der Regel Einsätze im Akutspital (in chirurgischen und medizinischen Abteilungen), in der Langzeitpflege (Pflegeheim), in der Psychiatrie sowie bei der Spitex (ambulante Pflege zu Hause). Diese Rotation stellt sicher, dass Sie ein breites Spektrum des Pflegealltags kennenlernen und umfassende Handlungskompetenzen entwickeln.

Finanzierung und Lohn während der Ausbildung

Ein grosser Vorteil der HF-Pflegeausbildung in der Schweiz ist, dass es sich um einen bezahlten Bildungsgang handelt. Die Studierenden sind in der Regel bei einer Praxisinstitution (oft einem Spital oder Pflegeheim) angestellt und erhalten einen Ausbildungslohn, der mit jedem Ausbildungsjahr ansteigt. Im Jahr 2025 liegt dieser Lohn je nach Kanton und Ausbildungsjahr typischerweise zwischen ca. 1'400 und 1'800 CHF brutto pro Monat. Die Studiengebühren an den öffentlichen Höheren Fachschulen sind dank kantonaler Subventionen moderat, es können jedoch Kosten für Lehrmittel, Prüfungen und weitere Materialien anfallen.

Nach dem Diplom – Exzellente Karriere- und Weiterbildungschancen

Mit dem Diplom als Pflegefachperson HF in der Tasche stehen Ihnen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt alle Türen offen. Die Jobaussichten sind exzellent und die Einstiegsgehälter attraktiv. Doch die Karriereentwicklung muss hier nicht enden. Das HF-Diplom ist die Eintrittskarte für eine Vielzahl an Spezialisierungen und Weiterbildungen.

Sehr beliebt sind die Nachdiplomstudien (NDS HF), die zu einer hochspezialisierten Tätigkeit befähigen. Dazu gehören beispielsweise die Fachrichtungen Notfallpflege, Intensivpflege oder Anästhesiepflege. Darüber hinaus gibt es unzählige kürzere Kurse (CAS), Diplomlehrgänge (DAS) oder Masterstudiengänge (MAS) an Fachhochschulen, die auf Managementfunktionen (z.B. Stationsleitung), pädagogische Aufgaben oder eine vertiefte klinische Fachexpertise vorbereiten. Unter bestimmten Voraussetzungen ist nach dem HF-Abschluss auch der Übertritt in ein verkürztes Bachelorstudium (BSc) an einer Fachhochschule möglich.

Fazit: Ein anspruchsvoller und lohnender Weg

Die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau oder zum diplomierten Pflegefachmann HF ist ein anspruchsvoller, aber klar strukturierter und äusserst lohnender Weg in einen der wichtigsten Berufe der Schweiz. Sie ist praxisnah, finanziell abgesichert und öffnet auch ohne gymnasiale Matura die Tür zu einer Tertiärqualifikation mit exzellenten Karriere- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wenn Sie die nötigen persönlichen Voraussetzungen mitbringen, Freude am Umgang mit Menschen haben und bereit sind, hohe Verantwortung zu übernehmen, dann ist dies einer der besten Wege, um im Schweizer Gesundheitswesen Fuss zu fassen und jeden Tag einen echten Unterschied im Leben anderer zu machen.