KIS Systeme in der Schweiz: Ein Marktüberblick der führenden Krankenhausinformationssysteme

Digitalisierung Publiziert 03/09/2025

Das Krankenhausinformationssystem (KIS) ist das digitale Herzstück eines jeden modernen Spitals. Es bündelt alle relevanten Patienten- und Verwaltungsdaten, steuert klinische Prozesse und ist entscheidend für die Behandlungsqualität und Effizienz. Der Schweizer Markt für KIS-Systeme ist hoch entwickelt, aber auch fragmentiert. Wer sind die führenden Anbieter und welche Trends prägen die Zukunft der Spital-IT? Wir geben einen Überblick.

Was ist ein KIS? Das zentrale Nervensystem des Spitals

Ein KIS (auch Klinikinformationssystem genannt) ist eine umfassende Softwarelösung, die alle administrativen und medizinischen Daten eines Krankenhauses erfasst, verarbeitet und bereitstellt. Zu den Kernfunktionen gehören:

  • Patientenadministration: Aufnahme, Verlegung, Entlassung, Fall- und Leistungsabrechnung.
  • Klinische Dokumentation: Arztbriefe, Pflegeberichte, Kurven, Befunde.
  • Medikationsmanagement: Anordnung und Verabreichung von Medikamenten.
  • OP-Planung und -Management: Planung von Operationen und Ressourcen.
  • Anbindung von Subsystemen: Integration von Labor (LIMS), Radiologie (RIS) und Bildarchivierung (PACS).

Ein modernes KIS muss heute intuitiv bedienbar, interoperabel und absolut sicher sein.

Die führenden KIS-Anbieter auf dem Schweizer Markt

Der Schweizer KIS-Markt wird von einer Handvoll etablierter Anbieter dominiert, die sich in ihrem Lösungsansatz und ihrer Zielgruppe teilweise unterscheiden.

1. CISTEC (mit KISIM)

CISTEC ist ein Schweizer Unternehmen und mit seiner Lösung KISIM der unbestrittene Marktführer, insbesondere bei Kantons- und Regionalspitälern. KISIM gilt als tief integriertes, modulares System, das aus der Praxis für die Praxis entwickelt wurde. Es deckt ein sehr breites Funktionsspektrum ab.

  • Stärken: Hohe Marktdurchdringung in der Schweiz, grosse Anwender-Community, umfassende Funktionalität und ein gutes Verständnis für die spezifischen Anforderungen des Schweizer Gesundheitswesens.

2. Dedalus (mit ORBIS)

Die Dedalus Group ist ein internationaler Gigant im Bereich Health-IT. Ihre Lösung ORBIS ist in vielen europäischen Ländern und auch in der Schweiz weit verbreitet. ORBIS ist bekannt für seine breite Abdeckung klinischer Prozesse und seine Flexibilität.

  • Stärken: Internationale Erfahrung, grosse installierte Basis, breites Modulportfolio, das viele Spezialdisziplinen abdeckt.

3. Epic

Der US-amerikanische Anbieter Epic ist ein globaler Marktführer, der vor allem in grossen Universitätskliniken zum Einsatz kommt. In der Schweiz haben sich namhafte Spitäler wie das Luzerner Kantonsspital oder das Universitätsspital Lausanne (CHUV) für Epic entschieden. Die Einführung ist ein strategischer Entscheid, der oft mit einer kompletten Neuausrichtung der klinischen Prozesse einhergeht.

  • Stärken: Stark patientenzentrierter Ansatz (Patientenportal "MyChart"), sehr hohe Integrationstiefe, international führend in Forschung und Entwicklung.

4. Nexus

Die Nexus AG ist ein weiterer grosser europäischer Anbieter mit einer signifikanten Präsenz in der Schweiz. NEXUS / KIS bietet eine modular aufgebaute Gesamtlösung, die es Spitälern ermöglicht, schrittweise zu modernisieren.

  • Stärken: Flexible, modulare Architektur, die eine schrittweise Einführung erlaubt; stark im Bereich der diagnostischen Subsysteme (Pathologie, Zytologie).


Aktuelle Trends im Schweizer KIS-Markt

Die Technologie und die Anforderungen entwickeln sich rasant. Folgende Trends sind derzeit entscheidend:

  • Interoperabilität und Standards: Der isolierte Betrieb eines KIS ist vorbei. Die Fähigkeit, Daten über Standards wie HL7 FHIR nahtlos mit anderen Systemen, Praxen und dem elektronischen Patientendossier (EPD) auszutauschen, ist ein Muss.
  • Cloud und SaaS (Software-as-a-Service): Immer mehr Anbieter bieten ihre KIS-Lösungen als Cloud-Service an. Das reduziert den Investitionsbedarf für spitaleigene Hardware und vereinfacht Wartung und Updates.
  • Patienten-Empowerment: Moderne KIS integrieren Patientenportale, über die Patienten auf ihre Daten zugreifen, Termine verwalten oder mit ihren Behandlungsteams kommunizieren können. Epic ist hier mit "MyChart" ein Vorreiter.
  • Mobile Anwendungen: Ärzte und Pflegepersonal benötigen den Zugriff auf KIS-Funktionen direkt am Patientenbett. Native Apps für Tablets und Smartphones sind daher kein "Nice-to-have" mehr, sondern eine Kernanforderung.
  • Datenanalyse und KI: Zukünftige KIS werden vermehrt Funktionen für die klinische Datenanalyse und künstliche Intelligenz integrieren, um die Behandlungsentscheidungen zu unterstützen und die Versorgungsqualität zu verbessern.

Fazit: Eine strategische Entscheidung

Die Wahl eines Krankenhausinformationssystems ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen, die ein Spital treffen kann. Es ist eine langfristige Investition, die tief in alle klinischen und administrativen Abläufe eingreift. Während Schweizer Anbieter wie CISTEC mit ihrer Nähe zum Markt und tiefem Verständnis der lokalen Gegebenheiten punkten, bringen internationale Giganten wie Epic und Dedalus globale Innovationskraft und standardisierte Best-Practice-Prozesse mit. Die Zukunft gehört den Systemen, die offen, interoperabel, mobil und patientenzentriert sind.